Andachten

Predigt am Ostermontag

im Kantatengottesdienst mit Aufführung der Kantate „Der Himmel lacht, die Erde jubilieret“ von Johann Sebastian Bach

Auf einem Friedhof sah ich einen Grabstein. Über dem Namen ein Schmetterling. Wie schön und wie tiefsinnig. Ist doch der Schmetterling ein österliches Symbol. Ein Symbol neuen Lebens und der inneren Verwandlung, wo aus Absterbendem Neues, Wunderbares wird.

Die frohe Botschaft, dass Jesus von Gott auferweckt wurde und damit der Tod überwunden ist, diese frohe Botschaft haben wir in diesen Ostertagen oft gehört.
Doch erreicht sie auch unser Inneres? Berührt und verwandelt sie uns.

Oder geht es uns wie den Raupen, von denen Heinrich Böll dichtet:

Wenn die Raupen wüssten,
was einmal sein wird,
wenn sie erst Schmetterlinge sind,
sie würden ganz anders leben:
froher, zuversichtlicher und
hoffnungsvoller.

Der Tod ist nicht das Letzte.
Der Schmetterling
ist das Symbol der Verwandlung
Sinnbild der Auferstehung.

Das Leben endet nicht,
es wird verändert.

Der Schmetterling erinnert uns daran,
dass wir auf dieser Welt
nicht ganz zu Hause sind.

Wie oft geht es uns wie diesen Raupen,
die nur das sehen, was vor Augen ist,
die nur eine Aufgabe haben, nämlich zu fressen
und die keine Ahnung haben, dass es da noch etwas anderes gibt, etwas unvorstellbar Wunderbares.

Ich stelle mir vor, dass Johann Sebastian Bach auch Menschen vor Augen hatte, die er aus ihrem Klein-klein herausreißen wollte mit seiner Musik und dem Text:

Der Himmel lacht! Die Erde jubilieret
und was sie trägt in ihrem Schoß.
Der Schöpfer lebt! der Höchste triumphieret und ist von Todesbanden los.

Wie poetisch werden wir in dieser Oster-Kantate in himmlische Sphären entführt.
Bach ermutigt uns, die toten Werke hinter uns zu lassen und uns im Inneren verwandeln zu lassen:

So stehe dann, du gottergebne Seele,
mit Christo geistlich auf!
Tritt an den neuen Lebenslauf!

Den Jüngern, die auf dem Weg nach Emmaus sind, geht es ähnlich wie den Raupen.
Sie sind gefangen in ihrem Schmerz und in dem Gedanken, dass alles aus und vorbei ist.

Erst der Mensch, der ihnen zuerst fremd ist und dann zum Begleiter wird, kann ihnen die Augen öffnen. Beim gemeinsamen Essen schließlich geht es ihnen durch und durch: Das ist Christus. Sie sind dem Auferstandenen begegnet.
Und sie erkennen: Christus war die ganze Zeit bei uns, auch als wir noch voller Angst waren und blind für das Neue.
Und sie standen auf zu derselben Stunde – so steht es an dieser Stelle: Auferstehung mitten im Leben!

Christus ist auch an unserer Seite.
Nicht erst „nach dieser Zeit“ wenn unsere letzte Stunde anbricht ist ER bei uns, sondern schon hier und heute kann die Christuskraft uns verwandeln.

Oft können wir das gar nicht erkennen, weil wir innerlich gefangen sind von dem, was immer schon war.
Doch Christus will uns lehren, die Welt mit anderen Augen zu sehen.
Und seine Kraft, sein Geist des Lebens und der Liebe, bereitet in uns den freien schöpferischen Raum zur Neugestaltung!
Wie belebend ist es, dass wir uns immer weiter verwandeln lassen können und dass in uns schon all das schlummert,
was eines Tages die Raupe in uns zum Schmetterling werden lässt!

Was für wunderbare Aussichten!
Was für eine frohe Botschaft:
Der Herr ist wahrhaftig auferstanden.

Amen.

Mit herzlichen Grüßen
Michael Gärtner
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Pfarrer Michael Gärtner
Kirchstraße 20
01917 Kamenz

Telefon: 03578 / 3733871
pfarrer-gaertner@kg-kamenz-cunnersdorf.de

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